Fragmente
Ich eile die Treppe runter in die U-Bahnstation.
Das Halblicht empfängt mich und tut meinen Augen gut.
Eigentlich gehe ich selten raus, aber ich habe Hunger und habe nichts gefunden.
Hin zum Bahnsteig, in die wartende Menge.
Dort, wo ich immer stehe, stehen heute viele.
Trotzdem dränge ich mich durch, will an meinen Platz.
Soviele heute. Soviele.
Dann sehe ich das kleine Mädchen. Sie steht bei einer Frau und einem Mann. Sie warten auf die Bahn.
Ich bin nahe genug, um die Frau zu hören, die mit dem Mädchen spricht, dass an einem seiner zwei Zöpfe zieht.
8 Jahre? Sehr zart.
Die Frau spricht russisch. Woher sie wohl kommen? Wie sie wohl hierher gekommen sind?
Rundherum sehen alle das kleine Mädchen an. Gut, das ich bereits so nahe bin.
Eine Frau neben mir macht die ganze Zeit heftige Kaubewegungen.
Viele, der anderen, die rundherum stehen, ebenfalls.
Ich habe schon lange kein kleines Mädchen mehr gesehen.
Wir alle haben schon sehr lange Zeit keine Kinder mehr gesehen.
Die Bahn fährt ein.
Morgen werden wir wieder stundenlang am Bahnsteig stehen, und zusehen, wie die leeren Bahnen vorbei fahren. Aber heute werden wir alle einsteigen, denke ich mir, während ich beginne, Kaubewegungen zu machen, dicht hinter dem Mädchen mich in die Bahn schiebend.
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da hebt sie das haupt, die hetze.
eine metze, die sich an die masse schmiegt, mit blutgeschminkten lippen ihnen für andere todbringende lüsternheiten ins ohr flüsternd, dirigiert von intelligenteren, die der metze brüste zu den blutgeilen mündern der masse lenken um sie damit zu nähren und zu denselben monstern werden zu lassen, die sie angeblich hassen.
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Am Anfang war die Dunkelheit.
Schwärze.
Allumfassend in sich drehend.
In tiefer Dunkelheit umfasste sie alles und sich selbst.
Tiefschwarz sich räkelnd in sich selbst betrachtete sie sich.
Nachdem sie lange in sich versunken war öffnete sie die Augen und sah die Schwärze.
Tief griff sie nun in sich hinein und fand einen Ball aus Eis.
Und als sie es näher betrachtete, stach sie sich an einem Berg und ein Stück Dunkelheit löste sich und fiel auf die Erde und in einen Vulkan.
Im Magma tanzend reifte dieses Stück heran und nach 7 mal 7 Tagen gebar es die erste Schamanin.
Dabei zerbarst es, und seitdem treiben Stücke der Dunkelheit über die Erde und dort wo sie gerade sind, nennt man es "Nacht".
Und auch heute noch geht die erste Schamanin umher und wenn sie in einem Menschen ein Stück der schöpferischen Dunkelheit sieht, erweckt sie es, damit auch weiterhin SchamanInnen zwischen der Dunkelheit und ihren Geschöpfen vermitteln können.
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Stumm und krumm,
da hock ich in der finst'ren Nacht.
Vor mir glimmt die Kohle,
der Baum über mir kracht.
Ein Brummen und Summen,
mein Körper vibriert,
wollen Töne entweichen,
bin leicht irritiert.
Die Fußspitzen wippen,
die Hand fährt ins Nichts,
der Leib schwankt,
hab ich genug Kraft dafür getankt?
Das Rufen beginnt,
entweicht der Kehle.
Brummend kreischende Töne,
direkt aus der Seele.
Ein Sturm zieht auf,
es rauschen die Bäume,
mein Blick geht nacht oben,
ich vermeine, ich träume.
Da ziehen die Scharen,
der Anführer stoppt.
Reicht mir die Zügel,
fällt wieder in Galopp.
Ich schwinge mich auf,
aufs nachtschwarze Ross.
Verfolge den schon weit vor mir fliehenden Tross.
Ein Hechlen zur Seite,
ich ahne den alten Gefährten.
Wolken verbergen, was ich doch weiß,
Bin mit der wilden Jagd, s'ist kein geträumter Scheiß.
Nach Jahren, Stunden, und Runden
quer über die Welt,
verschwitzt am Boden liegend,
glimmt noch die Kohle....
(c) Lucia
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Bist du's?
Im Augenwinkel
ein Schatten.
Ein Flirren
im Sonnenlicht.
Ein Funkeln
in der Nacht.
Ein Hauch
im leeren Zimmer.
Ein Flüstern
in der Stille.
Eine Berührung
in der Einsamkeit.
Bist du's?
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Copyright by Lucia
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"Arno, Arno, Arno" grummelte Harry, während er seine Haare zu einem Zopf band.
"Seit zwei Wochen gibts hier wohl kein anderes Thema mehr. Der hatte doch bloß die Beziehung dicke, das ist alles." wandte er an seine Frau und hob dabei den vierjährigen Davos hoch, der sich an sein Bein geklammert hatte.
"Wie kommst du denn auf so einen Blödsinn? Die beiden lieben sich." Saskia sah ihn empört an. "Und das viele Blut, das Dora im Keller gesehen hat?"
"Haaaa" schnaufte Harry, "ja, das viele Blut, das Dora gesehen hat. Jeder andere hat aber nur ein völlig demoliertes Rad gesehen und keinen einzigen Tropfen Blut."
Er versuchte seine Haare aus Davos' klebrigen Fingern zu befreien und drückte ihm dann kurzentschloßen einen Teelöffel in die Hand, den der Vierjährige dann dazu nutzte, ihm auf den Kopf zu trommeln.
"Und von wegen 'sie lieben sich doch'. Mit Arno konnte man doch keine Viertelstunde allein sein, ohne das er nicht anfing über Dora herzuziehen."
Saskia verzog das Gesicht. "Das waren kleine Querelen, über die er sich eben hin und wieder aussprechen mußte."
Sie packte das Mittagsgeschirr in den Spüler. "Und wenn Dora sagt, da war Blut, dann glaub ich ihr das auch. Egal, wenn die Polizei nichts gefunden hat. Irgendwas war da!"
"Ja, eine Hysterikerin, deren Typ die Schnauze voll hatte. Hört man ja immer wieder, das Leute einfach so abhauen. Und das ihm wohl einiges zuviel war, hat man ja an dem Rad gesehen. Mann, muß der wütend gewesen sein." ließ sich Harry nicht von seiner Meinung abbringen. "Denk doch nur an die Story mit der ollen braunen Cordcouch. Wie oft hat Arno gesagt, das Teil ist eklig und gehört weg, während sie - und das sind seine Worte - kindisch und dickschädlig darauf beharrte, das die Couch bleibt. Die Geschichte kennt doch jeder hier im Haus, das hat er doch überall rumerzählt."
"Aber das ist doch kein Grund, einfach abzuhauen" lenkte Saskia jetzt ein. "Beim letzten Nachbarschaftsgrillen im Hof waren die zwei doch wie Turteltäubchen."
"Tauben bringen sich auch um" brummte Harry und setzte Davos in den Kinderstuhl, worauf dieser heftig zu protestieren begann.
"Ein kaputtes Rad, ein verschwundener Arno und eine durchgedrehte Frau, die Schauermärchen erzählt. Das Haus hier wird echt immer verrückter."
Er schlüpfte in seine Windjacke.
"So, ich muß los."
"Und hast du vor, wiederzukommen oder läßt du mich mit zwei kleinen Kindern auch sitzen, bei dem Verständnis, das du scheinbar für Arno hast?"
Saskia zog mit einem pikierten Gesichtsausdruck nervös an ihrem Pulliärmel.
"Tsssssss... tschüß" ging Harry aus der Wohnung, während sie mit lautem Krach Besteck in die Schublade schmiß.
"Hier werden alle noch verrückt", dachte sich Harry, während er nach unten lief.
Im ersten Stock stolperte er und wäre fast gefallen. Thommy, der aus seiner Wohnung trat, war jedoch reaktionsschnell genug und fing ihn auf.
"Na", rief er lachend, nachdem sich beide gefangen hatten, "wenn du dir das Genick brechen möchtest, sag nächstes Mal Bescheid. Dann warte ich noch einen Moment, bevor ich rauskomme".
"Ne, du", meinte Harry, "einer im Monat müßte doch reichen."
Beide lachten über den Scherz und verließen gemeinsam das Haus.
Auf der Treppe im ersten Stock knarrte eine Diele, die sich wieder gerade bog.
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"Na duuuu?" wandte sich Dora an den Kater, nachdem sie das letzte T-Shirt in den Koffer gepackt hatte.
Dieser lief aufgeregt maunzend zur Wohnungstür und wieder zu ihr zurück. Dann sprang er auf den jetzt geschloßenen Koffer und begann heftig daran zu kratzen.
"Rocky! Laß das!" schimpfte Dora und zog leicht an seinem schwarzen Schwanz, der mit der weißen Schwanzspitze kess durch die Gegend wedelte.
"Dir passt es wohl nicht, dass wir wegfahren?" Sie hob ihn hoch und kraulte sein weißes Brustlätzchen.
"Mauuu Mauu" war die Antwort, dann ein Fauchen und Dora hatte eine zerkratzte Hand.
"Menno, Rocky, du bist heute unleidlich. Ich guck jetzt lieber mal, wo Arno bleibt. Wir wollten doch schon losfahren."
Seufzend zog sie sich Schuhe an und verließ die Wohnung.
Arno war im Keller und wollte noch das Tourenrad reparieren. Eine Kleinigkeit zwar, aber sie war ihnen erst heute morgen beim packen aufgefallen.
"Bäh" Dora verzog das Gesicht. Im Treppenhaus war seit geraumer Zeit ein modriger Geruch, schlimmer noch, er zog auch manchmal in die Wohnung.
Rasch lief sie die zwei Stockwerke nach unten zum Keller.
Die Tür stand offen, aber nichts zu hören.
"Schatz?"
Vielleicht war er schon fertig und packte das Rad schon ins Auto?
"Pling" drang ein metallisches Geräusch aus dem Keller.
Ah, er war noch am arbeiten.
Sie stellte sich auf den Treppenabsatz zum Keller und rief nochmals "Schaaatz? Bist du fertig? Was dauert denn so lange?"
Ihr kam vor, als würde sich der Modergeruch verstärken und Antwort kam von Arno auch nicht.
Warum war es eigentlich so dunkel da unten?
Arno hatte sich in seinem Kellerabteil eine kleine Werkstatt eingerichtet, und die war so gut beleuchtet, das normalerweise der halbe Keller ausgeleuchtet war.
Noch während Dora etwas verwundert diesem Gedanken nachhing, kam wieder dieses "Pling".
Dann krachte es und die darauf folgende Stille füllte ihre Ohren.
"Arno? Ist dir was passiert?" sie eilte die Treppe runter und bog in den Kellergang.
Die Tür zur Werkstatt stand offen und die ansonsten helle Glühbirne darin flackerte ziemlich trübe.
"Arno, warum antwortest du mir nicht?" Dora trat ins Kellerabteil.
Mit einem Blick sah sie das völlig zerstörte Tourenrad, dessen Speichen in alle Richtungen standen.
Mit dem zweiten Blick registrierte sie die rotverschmierten Wände, die roten Lachen am Boden.
Als sie mit dem dritten Blick den auf einer der verbogenen Speichen wippenden Finger sah, begann sie zu schreien.
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Sie war grade im Flur, als sie hörte, wie draußen im Treppenhaus jemand laut die Stufen hinunter fiel.
Abrupt blieb sie stehen, konnte sich im Moment nicht bewegen.
Dann setzten draußen Rufe ein.
"Mamaaaaa? Mamaaaa!"
Schluchzen.
"Mamaaa auuufstehn, Mama"
Die Stimme klang nach dem Vierjährigen, der über ihr wohnte.
Sie verharrte weiter in absoluter Bewegungslosigkeit.
Überlegte, welches Datum war.
War es schon wieder soweit?
Der letzte war doch so kurz erst her.
Draußen ging das Jammern des Kindes weiter. Von der Mutter war nichts zu hören.
"Mamaaaaa" kreischte es draußen etwas höher und lauter wie vorher.
Dann kam noch ein lautes "Maaaa........" das von absoluter Stille abgebrochen wurde.
Jetzt hörte sie durch die geschloßene Wohnungstür ein Schleifen, wie wenn ein großer Körper über den Boden gezogen würde.
Poltern, als der Körper im Treppenhaus nach unten bewegt wurde, zum Keller.
In den Keller, wo es für die meisten angefangen hatte.
Erst wie niemand mehr dort hin ging, hatte es sich ins Treppenhaus verlagert.
Nur die Wohnungen schienen Sicherheit zu bieten.
Nachdem von draußen nichts mehr zu hören war, ging sie, wie vorgehabt, weiter ins Wohnzimmer, die volle Kaffeetasse immer noch in der Hand.
Während sie genüßlich den ersten Schluck nahm, wanderten ihre Gedanken zurück zu dem Zeitpunkt, als es wirklich begann.
In der Wohnung über ihr, begann das Baby zu weinen.
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gehetzter lauf zwischen straßenschluchten.
ihr atem geht rasch.
hinter ihr das geräusch von schuhen auf pflaster.
schneller.
dort. die dunkle gasse ist ideal.
keine straßenbeleuchtung.
das klappern der absätze verrät ihren weg.
schneller.
der atem stoßweise.
hinter die mülltonne. rasch.
geduckt. atmen mit offenem mund.
langsame schritte kommen näher.
der geruch von abfall.
und schweiß.
hallo, sagt er.
du warst schnell, sagt er.
nicht schnell genug, sagt er.
weißt du, dass deine augen leuchten im dunklen, fragt er.
ja, knurrt die wölfin bereits im sprung.
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