zwiespalt oder doch nicht?

bei facebook bin ich über den brief einer oberösterreichischen buchhändlerin und verlagsfrau gestolpert(worden), deren buchhandlung in steyr von thalia übernommen werden soll/will.
also thalia will, die fr. ennsthaler will nicht.
ich stell jetzt mal die kopie ihres briefes hier rein, danach meine gedanken, die ich bereits an einigen plätzen hinterlassen habe.

der brief v. fr. ennsthaler


Liebe Freunde

Täglich bekomme ich und Ihr Emails mit der Bitte Stellung zu beziehen, es geht um Walfangquoten, Delfine zu schützen, BP aufzufordern die Kosten für ihr Chaos zu übernehmen usw. Natürlich beziehen wir Stellung, schicken Mails weiter unterschreiben und wünschen uns, das wir etwas bewirken und das tun wir auch.

Und manchmal passiert etwas, da trifft es uns persönlich, da kommt das Leben mit voller Wucht daher, da können wir uns nicht entziehen. Und dann bist du plötzlich wie vor den Kopf geschlagen, hilflos von Angst geschüttelt und fragst dich, was tun gegen eine scheinbare Übermacht, mit der Du plötzlich konfrontiert bist, die Dich bedroht und so viel größer ist, so viel mehr Geld hat als Du. Und dann musst Du Stellung beziehen, über die Angst gehen, es fordert Dich persönlich heraus, Deine Haltung wird überprüft, ob Du Dich persönlich beugst oder Haltung zeigst, Wiederstand leistest.

Nun zu unserer jetzigen Situation:

Wir sind seit 65 Jahren ein Familienbetrieb, haben 20 Angestellte, wir haben eine Buchhandlung, eine Auslieferung ( wir liefern deutsche Verlage, wie Arun, Jan van Helsing, Nietsch und viele andere Verlage in Österreich aus) und haben auch einen Verlag mit dem Motto" Bücher für ein bewusstes Leben" Wir sind ein ganz normaler mittelständischer Betrieb in Oberösterreich wie so viele andere auch. Mittlerweile arbeitet die dritte Generation unserer Familie in unserer Firma. Als Familie sind mein Mann und ich seid 38 Jahren ein glückliches Team, wir haben 6 Kinder, darunter ein liebenswerte besondere Tochter mit Downsyndrom, Schwiegerkinder, sechs Enkelkinder, also eine geballte Kraft an Leben und Lebendigkeit mit allem Chaos, das so eine große Familie mit sich bringt. Wir haben es im Griff und halten zusammen.

Leider hat Thalia jetzt sein begehrliches Auge auf uns geworfen. Sie hätten einfach mehr Umsatz, wenn es unsere Buchhandlung nicht gäbe, wenn sie unseren Standort hätten. Sie haben uns vor einem halben Jahr ein Kaufangebot gemacht, wir haben kurz überlegt und dann abgelehnt. Ein ganz normaler Vorgang, das war es, dachten wir. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir eine branchenübliche Geschäftsbeziehung mit Thalia, sie haben unsere Bücher aus Verlag und Auslieferung bestellt, wir hatten eine gute Geschäftsbeziehung. Bei Thalia gab es einen Geschäftsführerwechsel, einer der beiden Geschäftsführer verlies die Firma und es kam ein neuer Geschäftsführer aus Deutschland. In Deutschland ist Thalia marktführend und hat laut Wikepedia alle großen Verlage ziemlich im Griff. Nun weht ein anderer Wind, wäre doch gelacht, diesen kleinen Ennsthaler in Steyr nicht in den Griff zu bekommen. Der deutsche Geschäftsführer kam in unser Haus zu einem Vorstellungsbesuch, wie er sagt. Leider war dieser Besuch kein höflicher, wie wir dachten. Entweder wir verkaufen oder sie bestellen nichts mehr bei uns. Mein Mann hat ihn höflich aber bestimmt hinausgeworfen. Naiv wie wir waren hat mein Mann noch den österreichischen Geschäftsführer informiert über das Verhalten seines Kollegen. Der hat uns erklärt, dies sei die übliche Vorgehensweise von Thalia und es zählen nur Fakten, Emotionen hätten da keine Platz.

Das Verhalten von Thalia ist erstmalig im österreichischem Buchhandel, es weht also ein neuer Wind. Verkaufst Du nicht, zerstören wir Dich. Ich will haben, ist das Motto. Wir sind jetzt als Verlag und Auslieferung in den Computern von Thalia gesperrt. Als Kunde könnt Ihr keine Bücher mehr von uns bei Thalia kaufen. Offizielle Begründung, Ennsthaler hat die Geschäftsbeziehung mit Thalia eingestellt., so wurde es auch angeblich den Angestellten von Thalia mitgeteilt. Wir haben eine Gegendarstellung gemacht, haben klargelegt, wir verkaufen unsere Buchhandlung nicht, das ist eingestellt, dies hat nichts mit unserer Auslieferung oder dem Verlag zu tun. Die Antwort ist, solange dieser "strittige" Punkt nicht geklärt ist, wird nicht bestellt. Wir sind kein strittiger Punkt in der Welt von Thalia, wir sind eine Familie, die ihre Buchhandlung einfach behalten will. Punkt.

Sie haben jetzt die Vorgehensweise verschärft, indem sie Keile zwischen uns und unseren Autoren treiben. Sie erklären unseren Autoren, wen sie ihre Werke direkt an sie liefern, dann verkaufen sie die Bücher. Sie rufen die Verlage an und versuchen direkt zu bestellen, mit der Begründung, sie nehmen keine Bücher mehr von Ennsthaler an. Sie haben den Bücherpaketdienst angerufen und angewiesen, keine Bücher mehr zuzustellen, die von uns kommen. Sie zwingen also die Verlage, vertragsbrüchig zu werden und direkt zu liefern oder die Auslieferung zu wechseln. So sitzen wir ganz schön in der Zwickmühle.

Nun ich bin eine Frau, bin Ehefrau, Mutter, Großmutter, Schamanin, liege in den letzten Monaten meiner Ausbildung zum systemischen Lebensberater, hab meine Kinder zu aufrichtigen Menschen erzogen und habe den Glauben an das Gute in der Welt noch nicht verloren. Es ist mir wichtig, welche Welt ich meinen Kindern und Enkelkindern überlasse. Die Spiele der großen Herren dieser Welt habe ich nie verstanden. Ich will in dieser Welt einen kleinen positiven Fußabdruck hinterlassen, nach meinen Möglichkeiten.

Ich habe mich am Wochenende gefragt, was ist meine Rolle in diesem Spiel des Lebens. Diejenigen von Euch, die mich besser kennen, wissen, ich neige nicht dazu, laut in die Öffentlichkeit zu gehen, für meine Belange schon gar nicht. ich löse meine Geschichten lieber alleine und im stillen Kämmerlein. Es fällt mir schwer zu sagen, jetzt brauche ich Hilfe, jetzt reicht es.

Jetzt ist offensichtlich die Zeit, wo mich das Leben auffordert, hinauszutreten aus der stillen Kammer, weil es jetzt nicht mehr alleine geht. Ich habe Emotionen, auch wen das von Thalia nicht erwünscht ist. Wir haben uns aus ganzem Herzen bemüht, die Situation nicht eskalieren zu lassen, Wege offen zu lassen, damit sich die Lage beruhigen kann. Die letzten Monate habe ich mich immer gefragt, wem diene ich, der Angst oder der Liebe. Ich habe mich für die Liebe entschieden. Ich habe auch keine Angst, wir werden überleben als Menschen und als Seele.

Manchmal ist es aber an der Zeit Grenzen zu setzen, Grenzen die so stark sind, das sie spürbar sind für den, der sie verletzt. Die Wahrheit zu sagen, nicht mehr leise zu ertragen, weil die Methoden der Konzerne subtil und zerstörerisch für uns alle sind. Sie passieren in unserer Stadt, in unserem Umfeld und wir bekommen sie oft nicht mit, weil wir uns schämen, das es uns passiert, weil wir keine Hoffnung haben, das uns geholfen wird.

Mit manchem von Euch habe ich gesprochen, Ihr habt mir gesagt, gehe an die Öffentlichkeit. Nun dies ist der erste Schritt dazu. Als Frau sagen ich jetzt, ich stehe diesen Spielen von Zerstörung und Vernichtung eines menschlichen und wertschätzenden Umgangs miteinander, nicht mehr zur Verfügung. Es kann nicht sein, das das einzige Ziel die Gewinnmaximierung eines Konzerns ist.

Jetzt ist es an der Zeit für mich laut zu werden, ein positives Signal zu setzten, so geht es nicht, das muss anders werden.

Ich bitte Euch um Eure Unterstützung für uns und unsere Mitarbeiter( unsere Mitarbeiter und ihre Familien sind uns einfach wichtig, wir wissen auch, wen wir verkaufen, sind sie arbeitslos, Thalia übernimmt sie sicher nicht) Eure positiven Ideen, was immer jetzt auch helfen mag. Schickt das Email weiter, haltet meine HandSmiley Emoticon, gebt Eure Kundenkarte bei Thalia zurück, sprecht sie drauf an ( übrigens, die normalen Angestellten von Thalia, sind nicht glücklich über diese Vorgehensweise und können nichts dafür, wie ihre Chefetage vorgeht , wie wir aus einigen Telefonaten mit Filialen wissen ), bestellt Eure Bücher bei uns oder dem örtlichen Buchhändler ( der kann es auch brauchen, schmöckern könnt Ihr ja bei Amazon und dann unterstützt den kleinen Buchhändler, indem ihr bei ihm kauft. Der Preis ist ja der selbe, weil es ja einen gebunden Ladenpreis gibt).

Ich habe keine Ahnung, was momentan hilft, aber ich bin überzeugt, das es eine Lösung gibt, die gut für uns alle.

Ich wünsche Euch viel Bewusstsein, einen aufrechten Gang und danke Euch für Eure Geduld, das Ihr diese lange Email gelesen habt.

Alles Liebe
Regina Ennsthaler


sehr emotional - verständlicherweise - sehr aufwühlend. man denkt "waaaaaaah, scheiß thalia"(womit man recht hat) und überliest vll. etwas, was mir aufgestoßen ist.
die ersten namen, die hier als reputation im bereich verlag/autoren aufgelistet werden, sind solche, die man aus dem rechten eck kennt.
es ist nur allzu menschlich, das, was man persönlich gut und richtig findet, bei einer auflistung als erstes zu nennen. das passiert ganz automatisch, oft schlichtweg unbewußt.
natürlich muß man im handel kompromisse machen. da der arun-verlag nunmal mittlerweile einer der größten im bereich esoterik in deutschen landen ist, kann man sich nicht die kunden vergraulen - von denen man lebt - und diese bücher nicht führen.
bedenkt man jedoch die menge an verlagen/autoren, die so ein buchhandel führt, empfinde ich die erstnennung(und eigentlich auch ausschließliche nennung) von arun-verlag (link zu infos über den verlag) und van helsing als sehr aussagekräftig über die gesinnung der schreiberin.
das ist rein persönliches empfinden, schon klar, und hat im endeffekt keine aussagekraft bzw. bedeutung für die allgemeinheit - für mich allerdings schon.

fazit:
erstens - thalia boykottieren(nach lesen dieses artikel auch keine frage mehr) ... kennen wir ja schon von vielen anderen großkonzernen, und machen ja sicher auch einige leute. persönlich boykottier ich seit jahren arun, auch wenn da autoren schreiben, die ich mag, da kann ich auch ne buchkette boykottieren.
zweitens - von meiner seite aus dennoch kein schulterschluß mit der buchhandlung ennsthaler in steyr.
ryuu - 28. Jun, 12:12

exakt meine gedanken

ich finde das vorgehen von thalia auch unter aller kanone, aber bei den genannten verlagen und autoren habe ich ein sehr, sehr zwiespältiges gefühl.

distelfliege - 28. Jun, 12:34

Geht mir ähnlich. Arun ist als Esoverlag mittlerweile einfach ziemlich bekannt, daher hätt ich diese Nennung noch nicht mal so auf die Goldwaage gelegt, aber Arun und "Jan van Helsing", das antisemitische A.., nänä, da hört der Spass einfach langsam mal auf.
Das da allerdings kann man ja immer mal machen, das ist einfach sinnvoll:
"schmöckern könnt Ihr ja bei Amazon und dann unterstützt den kleinen Buchhändler, indem ihr bei ihm kauft."
Bei mir im Bezirk gibts auch kaum noch kleine Buchläden, nur noch Ketten und reine Antiquariate. Aber da ich sowieso schon zum Wollgeschäft in die O-Strasse muss, kann ich da gleich zum Buchladenkollektiv gehen. :)

wurzeline - 28. Jun, 19:01

Oh genau das hab ich auch gedacht.
Ich muss sagen, dass ich Arun nicht in dem Maße boykottiere, wie ich vielleicht sollte. Mir persönlich waren die Infos immer etwas zu vage. Hinzu kommt die Größe des Verlags und die Bücher, die sie führen, viele gute davon in meinem Besitz. Trotzdem bin ich dem Verlag gegenüber durchaus kritisch eingestellt.

Aber der van Hellsing. Nunja, da hörts bei mir auch auf.

LuciaS - 28. Jun, 20:35

grad grübel ich....

was hat die größe des verlags mit seinem hintergrund zu tun?
MMarheinecke - 29. Jun, 10:10

Bei Thalia kauf ich schon lange nicht mehr

(obwohl in Hamburg gefühlt jede zweite Buchhandlung denen gehört) - und eine Buchhändlerin, die rechtsesoterische Verlage unterschützt, kann nicht mit meinem Schulterschluss rechnen.

Alexis Solvey Viorsdottir - 29. Jun, 12:33

Thalia

Da ich aus der Buchbranche komme, kenne ich die Problematik mit Thalia und deren Heuschreckenpolitik bereits länger. Wir sind hier indirekt davon betroffen.

Ich boykottiere privat Thalia und versuche bei den Leuten Aufklärungsarbeit zu machen, die nichts über die Hintergründe der Kette wissen. Meist sind die Leute dann doch recht schockiert.

Was das andere Thema betrifft... Arun-Verlag... hm...
Ich gestehe, dass ich sehr viele Bücher aus dem Verlag habe, da ich die Qualität der Inhalte gut finde. Es gibt nicht viele andere Verlage auf dem Eso-Gebiet, die ich sag mal... "angenehme" Bücher schreiben.

Viele der Autoren aus diversen Verlagen sind entweder durchweg nicht ernstzunehmen oder es ist Zeug auf einem Buffy- und Charmed-Niveau. Klar gibt es gute Ausnahmen. Manche Sachen sind dann aber auch wieder zu tiefgehend, so dass es einen Otto-Normal-in-das-Thema-Magie&Heidentum-schnupper-Leser abschrecken würde, wie das Zeug von Dragon Rouge.

Versteht mich nicht falsch.
Ich möchte hier nicht die Leute in Schutz nehmen, die hinter Arun stehen. (und von dem anderen Typen da red ich gar nicht. Sowas würde ich nie empfehlen oder kaufen.)

Ich konnte jedoch nicht all zu viel von rechter Gesinnung innerhalb des Verlagsprogrammes von Arun finden.
Vielleicht habe ich die Bücher aber auch nicht genau genug gelesen, keine Ahnung.
Die Verlage können sich heutzutage nicht unbedingt einen Image-Verlust leisten, die Konkurrenz ist hart und viele Leute weichen auf E-Books aus.
Das heißt, Arun wird sehr genau auswählen, was sie veröffentlichen und was nicht.
Ich möchte keine braunen Säcke unterstützen, die sich die Taschen voll stecken.
Aber Arun zu boykottieren heißt dann auch die Autoren zu boykottieren. Ist alles ein wenig zweischneidig.

LuciaS - 29. Jun, 19:55

da könnte es hilfreich sein

doch mal die von mir im blogbeitrag verlinkte recherche des rabenclans zu lesen.
es geht weniger um braune autoren. aber das läßt sich dort tatsächlich alles nachlesen.
deshalb hab ich es verlinkt. :-)
wurzeline - 2. Jul, 15:27

Zu Arun:
Mit dem Hintergrund hat die Größe garnix zu tun, aber mit dem Sortiment und den vielen - wie ich finde auch- guten Autoren, die da ihre Bücher verlegen.

Also was is die Lösung? Verlag boykottieren, das heisst, die Autoren zwangsweise auch. Deren Problem? Hm. Für mich keine befriedigende Lösung.

LuciaS - 2. Jul, 18:57

naja, eigentlich schon deren problem ... weil sie ja wissen, wo sie verlegen, oder?
gut, manchmal werden verträge von verlag zu verlag verkauft ... kann ma nix machen.
und die bücher und deren autoren, weil die so toll sind? na, mögliche alternative, diese gebraucht zu kaufen. dann geht kein geld an den verlag. natürlich aber auch nicht an die autoren. zweiteres ist mir für erfüllung des ersteren wurscht.

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