Füllsel
"Arno, Arno, Arno" grummelte Harry, während er seine Haare zu einem Zopf band.
"Seit zwei Wochen gibts hier wohl kein anderes Thema mehr. Der hatte doch bloß die Beziehung dicke, das ist alles." wandte er an seine Frau und hob dabei den vierjährigen Davos hoch, der sich an sein Bein geklammert hatte.
"Wie kommst du denn auf so einen Blödsinn? Die beiden lieben sich." Saskia sah ihn empört an. "Und das viele Blut, das Dora im Keller gesehen hat?"
"Haaaa" schnaufte Harry, "ja, das viele Blut, das Dora gesehen hat. Jeder andere hat aber nur ein völlig demoliertes Rad gesehen und keinen einzigen Tropfen Blut."
Er versuchte seine Haare aus Davos' klebrigen Fingern zu befreien und drückte ihm dann kurzentschloßen einen Teelöffel in die Hand, den der Vierjährige dann dazu nutzte, ihm auf den Kopf zu trommeln.
"Und von wegen 'sie lieben sich doch'. Mit Arno konnte man doch keine Viertelstunde allein sein, ohne das er nicht anfing über Dora herzuziehen."
Saskia verzog das Gesicht. "Das waren kleine Querelen, über die er sich eben hin und wieder aussprechen mußte."
Sie packte das Mittagsgeschirr in den Spüler. "Und wenn Dora sagt, da war Blut, dann glaub ich ihr das auch. Egal, wenn die Polizei nichts gefunden hat. Irgendwas war da!"
"Ja, eine Hysterikerin, deren Typ die Schnauze voll hatte. Hört man ja immer wieder, das Leute einfach so abhauen. Und das ihm wohl einiges zuviel war, hat man ja an dem Rad gesehen. Mann, muß der wütend gewesen sein." ließ sich Harry nicht von seiner Meinung abbringen. "Denk doch nur an die Story mit der ollen braunen Cordcouch. Wie oft hat Arno gesagt, das Teil ist eklig und gehört weg, während sie - und das sind seine Worte - kindisch und dickschädlig darauf beharrte, das die Couch bleibt. Die Geschichte kennt doch jeder hier im Haus, das hat er doch überall rumerzählt."
"Aber das ist doch kein Grund, einfach abzuhauen" lenkte Saskia jetzt ein. "Beim letzten Nachbarschaftsgrillen im Hof waren die zwei doch wie Turteltäubchen."
"Tauben bringen sich auch um" brummte Harry und setzte Davos in den Kinderstuhl, worauf dieser heftig zu protestieren begann.
"Ein kaputtes Rad, ein verschwundener Arno und eine durchgedrehte Frau, die Schauermärchen erzählt. Das Haus hier wird echt immer verrückter."
Er schlüpfte in seine Windjacke.
"So, ich muß los."
"Und hast du vor, wiederzukommen oder läßt du mich mit zwei kleinen Kindern auch sitzen, bei dem Verständnis, das du scheinbar für Arno hast?"
Saskia zog mit einem pikierten Gesichtsausdruck nervös an ihrem Pulliärmel.
"Tsssssss... tschüß" ging Harry aus der Wohnung, während sie mit lautem Krach Besteck in die Schublade schmiß.
"Hier werden alle noch verrückt", dachte sich Harry, während er nach unten lief.
Im ersten Stock stolperte er und wäre fast gefallen. Thommy, der aus seiner Wohnung trat, war jedoch reaktionsschnell genug und fing ihn auf.
"Na", rief er lachend, nachdem sich beide gefangen hatten, "wenn du dir das Genick brechen möchtest, sag nächstes Mal Bescheid. Dann warte ich noch einen Moment, bevor ich rauskomme".
"Ne, du", meinte Harry, "einer im Monat müßte doch reichen."
Beide lachten über den Scherz und verließen gemeinsam das Haus.
Auf der Treppe im ersten Stock knarrte eine Diele, die sich wieder gerade bog.
"Seit zwei Wochen gibts hier wohl kein anderes Thema mehr. Der hatte doch bloß die Beziehung dicke, das ist alles." wandte er an seine Frau und hob dabei den vierjährigen Davos hoch, der sich an sein Bein geklammert hatte.
"Wie kommst du denn auf so einen Blödsinn? Die beiden lieben sich." Saskia sah ihn empört an. "Und das viele Blut, das Dora im Keller gesehen hat?"
"Haaaa" schnaufte Harry, "ja, das viele Blut, das Dora gesehen hat. Jeder andere hat aber nur ein völlig demoliertes Rad gesehen und keinen einzigen Tropfen Blut."
Er versuchte seine Haare aus Davos' klebrigen Fingern zu befreien und drückte ihm dann kurzentschloßen einen Teelöffel in die Hand, den der Vierjährige dann dazu nutzte, ihm auf den Kopf zu trommeln.
"Und von wegen 'sie lieben sich doch'. Mit Arno konnte man doch keine Viertelstunde allein sein, ohne das er nicht anfing über Dora herzuziehen."
Saskia verzog das Gesicht. "Das waren kleine Querelen, über die er sich eben hin und wieder aussprechen mußte."
Sie packte das Mittagsgeschirr in den Spüler. "Und wenn Dora sagt, da war Blut, dann glaub ich ihr das auch. Egal, wenn die Polizei nichts gefunden hat. Irgendwas war da!"
"Ja, eine Hysterikerin, deren Typ die Schnauze voll hatte. Hört man ja immer wieder, das Leute einfach so abhauen. Und das ihm wohl einiges zuviel war, hat man ja an dem Rad gesehen. Mann, muß der wütend gewesen sein." ließ sich Harry nicht von seiner Meinung abbringen. "Denk doch nur an die Story mit der ollen braunen Cordcouch. Wie oft hat Arno gesagt, das Teil ist eklig und gehört weg, während sie - und das sind seine Worte - kindisch und dickschädlig darauf beharrte, das die Couch bleibt. Die Geschichte kennt doch jeder hier im Haus, das hat er doch überall rumerzählt."
"Aber das ist doch kein Grund, einfach abzuhauen" lenkte Saskia jetzt ein. "Beim letzten Nachbarschaftsgrillen im Hof waren die zwei doch wie Turteltäubchen."
"Tauben bringen sich auch um" brummte Harry und setzte Davos in den Kinderstuhl, worauf dieser heftig zu protestieren begann.
"Ein kaputtes Rad, ein verschwundener Arno und eine durchgedrehte Frau, die Schauermärchen erzählt. Das Haus hier wird echt immer verrückter."
Er schlüpfte in seine Windjacke.
"So, ich muß los."
"Und hast du vor, wiederzukommen oder läßt du mich mit zwei kleinen Kindern auch sitzen, bei dem Verständnis, das du scheinbar für Arno hast?"
Saskia zog mit einem pikierten Gesichtsausdruck nervös an ihrem Pulliärmel.
"Tsssssss... tschüß" ging Harry aus der Wohnung, während sie mit lautem Krach Besteck in die Schublade schmiß.
"Hier werden alle noch verrückt", dachte sich Harry, während er nach unten lief.
Im ersten Stock stolperte er und wäre fast gefallen. Thommy, der aus seiner Wohnung trat, war jedoch reaktionsschnell genug und fing ihn auf.
"Na", rief er lachend, nachdem sich beide gefangen hatten, "wenn du dir das Genick brechen möchtest, sag nächstes Mal Bescheid. Dann warte ich noch einen Moment, bevor ich rauskomme".
"Ne, du", meinte Harry, "einer im Monat müßte doch reichen."
Beide lachten über den Scherz und verließen gemeinsam das Haus.
Auf der Treppe im ersten Stock knarrte eine Diele, die sich wieder gerade bog.
LuciaS - 10. Jun, 13:50
;-)